Ich habe das nicht groß hinterfragt. Ich wollte da nicht hin, aber ich wollte auch nicht verweigern. Wir hatten im Ort einen sehr aktiven evangelischen Pfarrer, der die Kriegsdienstverweigerer beraten hat. Das war nicht mein Ding. Der Pazifismus hat mich nie überzeugt, obwohl man natürlich als Christ im Herzen ein Pazifist ist. Man braucht nur die Passionsgeschichte zu lesen. Als ein Knecht des Hohepriesters Jesus gefangen nehmen will, schlägt ihm ein Jünger das Ohr ab. Jesus aber heilt das Ohr und erklärt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt!” Unsere Situation ist aber eine andere: Wir sind von dieser Welt. Deshalb habe ich mit Waffenlieferungen an die Ukraine kein moralisches Problem. Mit Hurra in den Krieg zu ziehen ist für einen Christen undenkbar. Aber die Ukraine ist überfallen worden – hier geht es um Selbstverteidigung. Dabei müssen wir ihr helfen. Für meine Partei ist das eine schwierige Lage, weil sie starke Wurzeln in der Friedensbewegung hat. Das trifft auf mich jetzt nicht zu. Ich darf daran erinnern, dass Uschi Eid und ich die einzigen prominenten Grünen waren, die gegen die Abschaffung der Wehrpflicht waren.
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